Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Wenn man beide Grafiken der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen aus den Jahren 2017 und 2019 nebeneinander legt und diese miteinander vergleicht, wird es deutlich, dass der Berliner Mietspiegel 2019 kein Anlass zur Entspannung und kein Grund zur Freude für viele Mieterinnen und Mieter ist. Ein Mietspiegel ist ein Instrument, welches den Mietanstieg widerspiegelt und damit einen Rahmen für weitere Mieterhöhungen bildet.

Gegenüber dem Mietspiegel aus dem Jahre 2017 fällt der neue Mietspiegel durch zwei besorgniserregende Merkmale auf – veränderte Wohnlageneinordnung und die Entwicklung der Oberwerte. Die veränderte Wohnlage bedeutet für Mieterinnen und Mieter insbesondere in Pankow und Prenzlauer Berg eine akute Verdrängungsgefahr. Die einfache Wohnlage existiert im Prenzlauer Berg faktisch und praktisch nicht mehr. Fast alle Quartiere wurden um eine Wohnlage nach oben gestuft.

Eine Wohnung am Helmholtzplatz zwischen 40 m² und 60 m² Wohnfläche befand sich 2017 in der mittleren Wohnlage mit 6,61 € pro m², Oberwert 10,06 € pro m². Zwei Jahre später, 2019, findet sie sich in der guten Wohnlage mit 8,04 € pro m², Oberwert 10,97 € pro m², wieder. Der Mieterhöhungsspielraum ist innerhalb von zwei Jahren um 1,43 € pro m² im Mittelwert und 0,90 € pro m² im Oberwert gestiegen, ohne dass sich an der Wohnung oder dem Gebäude oder dem Wohnumfeld irgend etwas Substanzielles verändert hätte.

Im Prinzip, befinden sich jetzt fast alle Gründerzeit-Viertel im Prenzlauer Berg in der guten Wohnlage. Die Gute Wohnlage schaffte den Sprung auch nördlich des S-Bahngrabens. Auffällig sind die Deutsche-Wohnen-Blöcke westlich und östlich der Prenzlauer Allee. Auch das westliche Komponistenviertel ist zur roten, guten Wohnanlage aufgestiegen. Dagegen sind die ehemals guten Wohnlagen von Wilhelmsruh und nordwestlichen Teilen von Niederschönhaus in mittlere Wohnlagen herabgestuft worden. Bemerkenswert ist es auch, dass Blankenburg jetzt fast flächendeckend in die mittlere Wohnlage gehoben wurde. Besonders beachtenswert ist, dass weitere Teile der Großsiedlung Greifswalderstraße in die mittlere Wohnlage aufsteigen, während das benachbarte Blümchenviertel am Volkspark Prenzlauer Berg in einfache Wohnlage abgestuft wird.

Das vermeintliche Abebben des Mietpreisanstiegs ist illusorisch, da die Berechnung sich auf ein Mittelwert stützt. Für viele Mieterinnen und Mieter, besonders für die TransferleistungsempfängerInnen, Ältere und Ärmere bedeutet der neue Mietspiegel – entweder viel tiefer in die Tasche greifen als bisher, oder sich eine neue Wohnung suchen, da das Jobcenter ihre Miete nicht mehr bezahlt oder ihre Rente dafür nicht mehr ausreicht. Bloß, wo findet man in Berlin heutzutage eine bezahlbare Wohnung?