Folgen der Finanzialisierung des Wohnungsmarktes

Viele Mieter stellen irgendwann mal fest, dass Sie eigentlich nicht wissen, wer der Eigentümer ihres Mietshauses ist. Der Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, ist meist ein unerfreulicher oder beunruhigender. Entweder gibt es Mängel im Haus, um deren Beseitigung sich die Hausverwaltung nicht kümmert oder es wird eine Sanierung angekündigt, die den Mieter teuer zu stehen kommen soll. Oder aber das Haus steht zum Verkauf bzw. wurde verkauft.

In Berlin hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten die Eigentümerschaft stark gewandelt. Während große Wohnanlagen und Pakete von Wohnungsbestände von institutionellen Kapitalanlegern (Investmentfonds, Aktiengesellschaften etc.) erworben und weiterverkauft wurden, sind in den Altbauquartieren die Wohnhäuser von natürlichen Personen und Kapitalgesellschaften (GbR oder GmbH) mit natürlichen Personen als Gesellschaftern in das Eigentum undurchsichtig verschachtelter Kapitalgesellschaften übergegangen, bei denen die letztlichen Eigentümer-Personen sich schwer auffinden lassen. Diese Entwicklung wird auch als Finanzialisierung des Berliner Wohnungsmarktes bezeichnet.

Für die Mieter ist es sehr hilfreich zu wissen, wer denn tatsächlich ihr Eigentümer ist. Die Kenntnis der finanziellen und wirtschaftlichen Handlungsbedingungen (auch Zwänge) des Eigentümers kann die Mieterschaft in die Lage versetzen, im Konfliktfall sich zielgerichtet und erfolgreicher mit dem Eigentümer auseinanderzusetzen. Kapitaleigner haben oftmals kein Interesse an einer Konfrontation mit den Realitäten ihres Investments. Manche haben Gründe im Verborgenen zu bleiben. Berlin ist zu einem globalen Zielpunkt der Geldwäsche geworden.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat eine Handreichung für Mieter publiziert, die sich über ihre Eigentümer vergewissern wollen. Wem zahle ich eigentlich Miete? Ein Recherchehandbuch für Mieter*innen.

https://www.rosalux.de/publikation/id/40038/wem-zahle-ich-eigentlich-miete/