Jakob Mähren verwertet die Mendelstraße 7/9
Die Mendelstraße 7/9 im Stadtteil Pankow, unweit des grünen Schlossparks, wurde im Mai 2019 an die Wohninvest Prio GmbH – eine Gesellschaft der Jakob Mähren AG verkauft. Zu dem Zeitpunkt war das Haus sanierungsbedürftig und zum Teil bereits entmietet.
Die Mähren AG wirbt auf ihrer Homepage mit dem Kauf eben solcher Sanierungsobjekte in größeren Städten, welche „positive“ demografische und wirtschaftliche Entwicklungen haben. Es besteht hinreichend Grund zu der Annahme, dass damit wohl kein Interesse an mieterfreundlichen und sozial wirtschaftlichen Entwicklung der Häuser gemeint sein kann. „Profitieren Sie von einem eigenkapitalstarken, äußerst agilen und unkomplizierten Geschäftspartner. Wir agieren unbürokratisch, abschlussorientiert und diskret.“ Diese Botschaft auf der Web-Seite der Mähren AG ist nicht an die Mieter gerichtet. – Laut Erfahrungen von Mieter*innen aus anderen „Mähren-Häusern“ wird nach etwa zwei Jahren weiterverkauft. Kein unbekanntes Modell auf dem reißerischen Immobilienmarkt – ebenso möglich, dass die Mieter*innen die nächsten Jahre eine (nahezu stillstehende) Baustelle bewohnen.
Die Entmietung in der Mendelstraße 7/9 ist in jeden Fall in vollem Gange, vermutlich damit gewinnbringend verkauft werden kann. Denn ohne Mieter*innen, dass ist uns allen ja bekannt, ist ein Mietshaus attraktiver; und aufgeteilt erst, bringt es noch mehr Profit.
In den Treppenhäusern wurde bereits der Putz abgeklopft sowie hunderte Bohrungen für eine Injektionssperrschicht in die Grundmauern eingebracht. Dem Bauamt liegt nach Nachfrage der Mieter*innen kein Antrag für die Maßnahmen vor. Trotzdem haben die sogenannten „Teil-Sanierungsarbeiten“ begonnen: ohne fristgerechte Ankündigung werden z.B. Schlösser ausgebaut, ein seit Jahren existierender Fahrradraum zum Müllraum und die Tordurchfahrt zum Lager umgewidmet; die Fluchtwege sind mit Gerüsten verstellt.
Der grüne Innenhof ist nun ein Schrott- und Bauschuttlager. Bei der Entkernung der teilweise noch bis vor kurzem vermieteten Wohnungen werden die bauzeitlichen Türen entsorgt, nicht tragende Wände entfernt und die Wohnungen unbewohnbar gemacht. In den vermieteten Wohnungen gibt es dadurch Wasserschäden und Risse, Schutt und Dreck bleibt in den Treppenhäusern, die Hausreinigung findet seit August nicht mehr statt.
Dass Holzteile der alten Häuser Pankows, vorwiegend die alten Dachbalken, mit Hylotox kontaminiert sind, ist keine Seltenheit. Handwerker haben dies gegenüber Mieter*innen auch über den Dachboden der Mendelstraße 7/9 berichtet. Schutzmaßnahmen seien aber nicht getroffen worden.
Die Mendelstraße liegt in keinem Milieuschutzgebiet (Erhaltungsverordnung nach § 172 Abs. 1 BauGB), somit gibt es keinen weitergehenden Schutz der Mieter*innen gegen Luxussanierungen. Das Bezirksamt hält sich da anscheinend völlig raus. Es bleibt wieder einmal nur der Weg des Engagements und der Solidarität der Mieter*innen.
Und das alles zu einer Zeit, in der die Menschen aufgerufen werden, zu Hause zu bleiben – aber was, wenn einem das Zuhause geraubt wird?!
Die Mieter*innen der Mendelstraße 7/9 kämpfen:

„Wir wollen in unseren Wohnungen bleiben und kämpfen dafür, dass beide Häuser mit allen Wohnungen in eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft überführt werden, ohne die Umwandlung durchzusetzen.“
Das MFP unterstützt sie dabei!